Filme, die man in der Kindheit gesehen und dort zumindest für halbwegs unterhaltsam befunden hat, haben die Eigenschaft, einen auch später noch anzuziehen – und sei es nur des Nostalgieeffektes wegen. Wundert es also wirklich jemanden, dass ich an „Der letzte Countdown“ nicht vorbeigekommen bin?

Mit einem Erscheinungsdatum von 1980 ist der Streifen dann doch wie sein Betracher – der sogar noch mehr – schon etwas in die Jahre gekommen. Und das sieht man ihm auch an. Wer sich allerdings z.B. an die hervorragende Bildqualität von Die Hard (1988) beim aktuellen Blu-Ray-Release erinnert, weiß zumindest, dass das allein noch nichts zu bedeuten hat. Wo auf Film gedreht und Negativ/Master vom Zahn der Zeit nicht dahingerafft wurden, geht typischer Weise noch einiges – wenn man denn auch will.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Die letzten Fernsehaustrahlungen sind mir noch in guter bzw. eher frischer, aber dafür grausiger Erinnerung: Unschärfer als manch altes VHS-Band, was hier noch im Schrank lagert, und dank entsprechend schlechter Kompression mit Artefakten übersäht. Glücklicher Weise kommt die Blu-Ray allerdings keineswegs so schlimm daher. Doch kann man kaum von einem durchgängigen Qualitätsniveau reden, daher gilt hier wie so oft: Viel Licht und Schatten.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Aus der normalen Betrachtungsdistanz und Dank 100Hz-Interpolation war mein erster, subjektiver Eindruck mehr als ordentlich. Auch von etwas näher betrachtet macht das Bild in Anbetracht des Alters und der Tatsache, dass sich der Film kaum unter den Blockbuster-Kandidaten der Klassiker tummeln dürfte, einen durchaus soliden Eindruck.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Besonders auffällig sind aus heutiger Sicht bzw. im direkten Vergleich mit modernen Produktionen die deutlich künstlicher wirkenden Farben. Ein wenig könnte man sogar den Eindruck bekommen, dass hier nachcoloriert wurde. Wer z.B. schon das Blu-Ray-Bild einer der älteren Bond-Streifen gesehen hat, dürfte den Effekt kennen, aber auch wissen, wie gespentisch es teilweise schon wirkt, wenn diese Art der Farb- und Lichtwelten plötzlich ohne die gewohnte Unschärfe und plötzlich umso lebendiger daherkommt.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Doch da ist ja noch der besagte Schatten. Genauergesagt hat „Der letzte Countdown“ zwei markante Probleme: Zum einen sind etliche Szenen innerhalb des Flugzeugträgers merkwürdig verzerrt und nur an einem teilweise eher unglücklick erscheinenden Punkt innerhalb des Szenenbildes fokussiert. Beinahe könnte man den Eindruck gewinnen, jemand hätte versehentlich mit einer Fischaugen-Optik hantiert. Ein besonders extremes Beispiel zeigt das nachfolgende Bild. In vielen anderen Szenen ist der Effekt nicht so aufdringlich. Doch hier verschafft er sich mit dem Holzhammer Geltung: Man beachte vor allem die Krümmung am Rand (links besonders gut zu sehen) und die Tatsache, dass lediglich Martin Sheens Gesicht wirklich im Fokus ist, obwohl die Szene aus einer fester Perspektive gefilmt ist.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Das andere große Problem ist die fehlende Kontinuität im Bild. Man kann die verschiedenen Sequenzen in drei grobe Bereiche unterteilen:

  1. Ordentliches Bild, das zwar sicher nie Referenzcharakter erreicht, aber allemal solide Klassiker-Qualität erreicht und auch so wirkt.
  2. Flugszenen etc., die deutlich modernen wirken und in der Optik manchmal nicht so recht zum Charme und zur Farbwelt des übrigens Films passen wollen (es wäre naheliegend, wenn für einen Großteil dieser Aufnahmen auch deutlich andere Kameras zum Einsatz gekommen sind)
  3. … der unscharf verzerrte Rest. 😉

Man beachte auf dem nachfolgenden Screenshot, dass auch hier der Fokus ausgerechnet auf der zweiten Reihe liegt, wo lediglich 3 Statisten sitzen, die für den Rest des Films ohne Belang sind, während sich wichtigere Figuren in den eher unscharfen Reihen 1 und 3 aufhalten.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Wer dem Streifen aber trotzdem von Hause aus eine gewisse Sympathie entgegenbringt, wird sicherlich insgesamt sehr positiv angetan sein. Voraussetzung ist natürlich auch, dass man gewillt ist, den Film als SciFi-Mystery-Spetakel mit ordentlich High-Tech-Einsatz wahrzunehmen und über den, je nach Standpunkt, eher schamlosen Werbefeldzug der U.S. Navy hinwegzusehen. Da man offensichtlich noch mehr Bedarf für Showcases für die damals noch aktuelle F-14 hatte, hat man einige Jahre später mit Top Gun (1986) nochmal nachgelegt, und da das Konzept offensichtlich funktioniert hat, wollte sich irgendwann auch die Army nicht mehr lumpen lassen und bannte mit Fire Birds (1990) ihre Lobeshymne auf den Apache inkl. Nicolas Cage und Tommy Lee Jones auf die Leinwand.

Der letzte Countdown (Blu-Ray)

Fazit: Für Fans ein Kauf ohne Reue, denn die Qualität kann sich insgesamt durchaus sehen lassen. Die Schwächen in der Schärfe dürften ohenhin kaum der aktuellen Umsetzung anzulasten sein. Wer den Film nicht kennt und eher auf der Suche nach etwas Action mit Flugzeugen ist, wird mit Top Gun oder der verspäteten französischen Variante „Les chevaliers du sciel“ (Sky Fighters, 2005) vermutlich besser bedient sein.

Wer allerdings immer für die Auseinandersetzung mit dem altbekannten und geliebten Zeit-Paradoxon zu haben ist, wird mit „Der letzte Countdown“ durchaus seinen Spaß haben:

„Stellen wir uns vor, ich reise in der Zeit zurück und treffe meinen Großvater … lange bevor er heiratet und Kinder hat. Wir haben Streit und ich töte ihn. Wenn das passiert, wie kann ich jemals geboren werden? Und wenn ich nicht geboren werden kann, wie kann ich dann in der Zeit zurückgehen und meinen Großvater treffen?“